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Was du zum Thema Apotheke in den USA wissen solltest

gesundheit Nov 04, 2021

Reine Apotheken sind in den USA selten. Wo du stattdessen hingehen musst, um deine rezeptpflichtigen Medikamente zu bekommen, und warum diese mindestens einmal im Jahr deutlich mehr kosten können, erfährst du in diesem Artikel.

Der Apotheken-Schalter im Drogerie- oder Supermarkt

Apotheken, wie wir sie kennen, gibt es in den USA zumeist nur in Krankenhäusern und als „compounding pharmacies“, von denen jedoch nicht allzu viele existieren. Nur diese dürfen Arzneimittel auch selbst herstellen, statt fertige Medikamente lediglich aus großen in kleinere Verpackungen umzufüllen.

Medikamente auf Rezept („prescription“) werden in der Regel vom „Pharmacy“-Schalter geholt, den es in allen Drogeriemärkten wie Walgreens, CVS und Rite Aid, sowie in den meisten Supermärkten gibt. In der Nähe des Schalters stehen zudem lange Regale mit Medikamenten, die man rezeptfrei („over the counter“) kaufen kann, sowie eine riesige Auswahl an Vitaminen, Pflaster, Schwangerschaftstests, Blutdruckmessgeräten, Sanitärartikeln und dergleichen.

Bei den rezeptfreien Medikamenten lohnt sich oft ein Preisvergleich zwischen den Markenprodukten und den Artikeln mit identischen Inhaltsstoffen, die von den Drogeriemärkten und Supermarktketten unter eigenem Namen angeboten werden.

Übrigens: Falls du in den USA mal an einem Laden vorbei kommst, der sich „Apothecary“ nennt, dann handelt es sich um eine gehobene Drogerie und nicht um eine Apotheke im europäischen Sinne.


Rezeptpflichtige Medikamente

Du kannst mit einem Rezept entweder direkt zu einem „Pharmacy“-Schalter im Drogerie- oder Supermarkt gehen oder die Arztpraxis kann der Filiale deiner Wahl das Rezept elektronisch übermitteln.

Als neuer Kunde wirst du mitunter eine halbe Stunde warten müssen, bis die Mitarbeiter Kontakt mit deiner Versicherung aufgenommen haben, um in Erfahrung zu bringen, welcher Kostenanteil von dieser übernommen wird und welchen Betrag du zuzahlen musst. Daher wirst du deine Versicherungskarte vorlegen müssen, beziehungsweise die des „prescription plan“, falls es dafür eine separate Karte gibt.

Wenn du ein Medikament auf Rezept bekommst, erhältst du fast immer nur eine Monatsration, da die meisten Krankenversicherungen erst einmal nicht für mehr aufkommen wollen. Deshalb musst du dir alle vier Wochen Nachfüllungen („refills“) holen.

Einmal im Jahr kann es richtig teuer werden

Für jedes Medikament musst du eine Zuzahlung („copay“) leisten. Das ist normalerweise ein festgesetzter Betrag oder ein Prozentanteil vom Preis des Medikaments und trifft auch auf die Nachfüllungen zu.

Bei „generic drugs“, also Medikamenten, die nach Ablauf des Patentschutzes für das Markenprodukt auch von anderen Herstellern angeboten werden dürfen, ist die Zuzahlung in der Regel wesentlich niedriger als bei Markenprodukten.

Die Höhe der jeweiligen Zuzahlung hängt auch davon ab, ob es bei deiner Krankenversicherung ein jährliches „deductible“ für Medikamente gibt.

Das „annual deductible“ ist der Betrag, den du jedes Jahr selbst zahlen musst, bevor die Krankenversicherung wirksam wird und die Behandlungskosten übernimmt. Er kann relativ gering sein, z. B. 100 oder 200 Dollar, aber auch einige Tausend Dollar betragen. Generell gilt: Je höher dieser Betrag ist, desto weniger musst du an monatlichen Versicherungsbeiträgen zahlen. Bei einigen Versicherungen schließt das „deductible“ Medikamente mit ein. Andere Versicherungen haben ein separates „prescription drug deductible“.

Ein Beispiel: Du gehst Anfang des Jahres zum Arzt und dieser verschreibt ein relativ neues Medikament von dem es noch keine preiswerte Version gibt, und das daher 400 Dollar kostet. Deine Krankenversicherung hat ein jährliches „deductible“ für Medikamente in Höhe von 200 Dollar und ein „copay“ von 50 Dollar. Du wirst dann beim ersten Mal 250 Dollar für das Medikament zuzahlen. Da dein „deductible“ für das laufende Jahr nun beglichen ist, wirst du in den folgenden Monaten nur noch „copay“ zahlen müssen.

Natürlich trifft dieses Szenario nicht nur auf den Jahresanfang zu. Am schlimmsten kommt es, wenn du dein erstes Medikament erst im Dezember kaufen musst, dann zahlst du nämlich das „deductible“ für das laufende Jahr, und wenn du eine Nachfüllung im Januar holst, auch gleich wieder das „deductible“ für das neue Jahr. Und falls das „deductible“ sehr hoch ist, kann es sein, dass du ein Medikament mehrere Monate lang aus eigener Tasche bezahlst.

Falls du über eine Auslandskrankenversicherung für Expats versichert bist, kann es - je nach Versicherung - auch sein, dass du deine Medikamente erst einmal komplett selbst bezahlen musst und die Rechnung anschließend erstattet bekommst, wobei stattliche Summen anfallen können.

Nachbestellung per Telefon

Da man nicht selten warten muss, bis der Apotheker Kontakt mit der Krankenversicherung aufgenommen und das Medikament der Großpackung entnommen, gezählt und abgepackt hat, lohnt es sich, zumindest Nachfüllungen telefonisch vorzubestellen und dann ein paar Stunden später oder am nächsten Tag abzuholen. Die entsprechende Telefonnummer steht auf der Verpackung des Medikaments, ebenso wie die Rezeptnummer („prescription number“), die du parat haben solltest.

Da der Apotheker unter Umständen Rücksprache mit dem Arzt oder der Versicherung halten muss und sich das durchaus hinziehen kann, solltest du mindestens drei Arbeitstage bevor du deinen Vorrat aufgebraucht hast, anrufen. Dabei wirst du in der Regel mit niemanden sprechen, sondern von einer Computerstimme aufgefordert, die entsprechenden Informationen entweder zu sagen oder einzutippen. Da die Computer oft mit dem Akzent von Nichtmuttersprachlern nur schwer zurechtkommen, sei ein Eintippen empfohlen. In der Regel wird dann eine SMS („text message“) geschickt, wenn das Medikament abholbereit ist.

Medikamente preiswerter per Post bekommen

Als Alternative zur Apotheke könntest du auch den Medikamentenversand („mail-order pharmacy“) nutzen, den viele Krankenversicherungen anbieten. Wer regelmäßig Medikamente einnehmen muss, kann hier durch eine niedrigere Zuzahlung Geld sparen. Und während man in der normalen Apotheke, wie gesagt, oft nur Medikamente für 30 Tage bekommt, kann man auf diesem Weg meistens auch einen Vorrat für 90 Tage erhalten.

Impfung im Drogerie- oder Supermarkt

Vom Apotheker kann man sich vielerorts auch impfen lassen, unter anderem gegen die Grippe. Das ist sehr praktisch, da man so keinen Termin beim Arzt machen muss. Die Grippeimpfung („flu shot“) ist in der Regel kostenlos, wenn sie über die Krankenversicherung abgerechnet wird.

 

Über den Autor:
Kai Blum lebt seit 1994 in den USA und hat mehrere Bücher über seine neue Heimat geschrieben. Dazu gehören die Ratgeber „Alltag in Amerika. Leben und arbeiten in den USA“, „Bessersprecher Englisch“ und „Fettnäpfchenführer USA“. Mehr dazu auf www.kaiblum.com

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